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Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher legen auch und gerade bei ihrer Energieversorgung großen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit, verzichten wenn möglich auf Energie aus fossilen Energieträgern und suchen nach Alternativen. Die Energieanbieter reagieren auf diesen Trend und erweitern ihr Portfolio um Angebote, die einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck hinterlassen und bestenfalls aus erneuerbaren Energiequellen stammen oder zumindest klimaneutral sind. Zu diesen neuen Angeboten zählt unter anderem auch das sog. Klimagas. Was es damit auf sich hat, wird auf dieser Seite erläutert.
Um das bei der Gewinnung, dem Transport und dem Verbrauch von Erdgas freigesetzte CO2 zu kompensieren, erstellen Gasversorgungs- und andere Unternehmen zunächst ihre eigene Klimabilanz, den sog. Corporate Carbon Footprint. Aus diesem ergibt sich die Menge an CO2, die von den Versorgern oder auch den Unternehmen kompensiert werden muss.
Dies gelingt durch Investitionen in nachhaltige Klimaschutzprogramme weltweit, bspw. in Aufforstungsprogramme rund um den Globus, um durch verstärkte Photosynthese mehr CO2 aus der Atmosphäre zu binden. Dabei spielt es keine Rolle, wo diese Maßnahmen stattfinden, da das Klima ein globaler Prozess ist. Der Ausgleich für in Deutschland freigesetztes CO2 kann daher auch in Afrika, Südamerika, Asien oder anderswo auf der Erde stattfinden. Darüber hinaus kann es durchaus einen weiteren Nutzen haben, derartige Projekte auch und gerade in Entwicklungsländern zu finanzieren: Durch die Förderung solcher Maßnahmen können in diesen Ländern gleichzeitig die Infrastruktur gefördert, Arbeitsplätze geschaffen und damit auch die Lebensumstände der Bevölkerung verbessert werden.
Eine weitere Möglichkeit für Energieanbieter von Klimagas, um den CO2-Ausstoß auszugleichen, besteht in der Förderung des Ausbaus von regenerativen Energiequellen wie Wind-, Solar- oder Wasserkraft. Auch diese Art des CO2-Ausgleichs ist theoretisch nicht ortsgebunden und weltweit möglich, allerdings sollte hier das Ziel sein, gerade in Industrienationen mit hohem Energieverbrauch nicht nur das bei Energiegewinnung und -verbrauch produzierte CO2 auszugleichen, sondern vielmehr verstärkt Energiequellen zu nutzen, die von Anfang an CO2-neutral sind. Hierzu zählt bspw. die Energiegewinnung aus Wind-, Wasser- oder Solaranlagen.
Der große Vorteil bei Klimagas liegt natürlich in der Kompensation der erzeugten CO2-Emissionen und der daraus resultierenden, theoretischen Klimaneutralität. Die gesamte Menge an produziertem CO2 wird an anderer Stelle eingespart oder abgebaut.
Kritiker dieser Vorgehensweise wenden jedoch berechtigterweise ein, dass das bei Weitem nicht ausreicht, um die längst stattfindende Erwärmung der Erdatmosphäre zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Vielmehr gehe es darum, alles dafür zu tun, die Entstehung und den Ausstoß von CO2 und anderer Treibhausgase wie z.B. Methan so schnell wie möglich auf ein Minimum zu reduzieren oder ganz zu stoppen. Sie vergleichen die CO2-Kompensation teilweise sogar mit dem Ablasshandel der Kirche im späten Mittelalter, mit dem man sich von seinen Sünden freikaufen konnte, frei nach dem Motto: Klimasünden sind schon in Ordnung, vorausgesetzt der Verursacher zahlt ordentlich dafür.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch ist die Kompensation von freigesetztem CO2 sicherlich eine geeignete Möglichkeit, die Gesamtmenge an klimaschädlichen Treibhausgasen zumindest im Rahmen zu halten. Noch ist die Energieindustrie auf Grund der technischen Entwicklung nicht in der Lage, den gesamten Energiebedarf gerade in den Industrieländern zu 100 % aus regenerativen Quellen und somit CO2-neutral zu decken.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Bereitschaft jeder und jedes Einzelnen, das eigene Verhalten und die Gewohnheiten zu überdenken. Dabei sollte man sich die Frage stellen, was man selbst statt der Kompensation dazu beitragen kann, um die CO2-Emissionen von Anfang an, nämlich bereits bei der Gewinnung von Energie, zu vermeiden und zu reduzieren.
Auch dabei spielt natürlich das Geld eine große Rolle. Neue, umweltfreundliche Energieformen befinden sich meist noch in der Anfangsphase ihrer technischen Entwicklung, was für die Energieerzeuger oftmals mit höheren Kosten verbunden ist. Um hier wirtschaftlich arbeiten zu können, müssen sie diese Mehrkosten bei umweltfreundlicheren Energieprodukten auf die Verbraucherinnen und Verbraucher umwälzen, was sich natürlich in einem höheren Endpreis bemerkbar macht. Die allgemeine Mentalität geht jedoch meist in Richtung des preisgünstigsten Angebots.
Vielleicht sollte man sich daher bei einem Wechsel des Stromanbieters die Frage stellen, ob es wirklich immer das Billigste sein muss, oder ob man nicht bereit ist, unter Umständen für Grünstrom ein paar Euro mehr zu bezahlen, und damit seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet.